„Aber ich gebe dir den Stoff nicht mit, wenn er dann bei dir nur im Schrank herumliegt“, sprach meine Oma mit erhobenem Zeigefinger und strengem Blick. Also wanderte der Stoff, folgsam wie ich bin, nicht in mein Stoffregal, auf dass er möglichst bald vernäht würde. In meinem Kopf entstanden daraus im vergangenen Jahr auch mindestens zehn verschiedene Kleidungsstücke – mit dem Ergebnis war ich in meiner Vorstellung aber nie richtig zufrieden und so lag er weiter mahnend in Sichtweite.
Der Wollstoff hat eine recht schwere Qualität, einen ganz leichten Glanz und war sicher nicht ganz günstig. Muster und Farbe sind aber eher – wie man in Österreich so schön sagt – „altvaterisch“, und da wollte ich vom Schnitt her weg von Hose oder Faltenrock. Als ich dann diesen Blouson von Anlukaa in meinem Instagram-Feed sah, war endlich der Schalter umgelegt: Schnittmuster „MAneela“ von Kibadoo gekauft, weil die Raglan-Ärmel zusätzlich einen etwas sportlicheren Look ergeben. Als Innenstoff war dazu schnell der Bio-Cotton Lawn von Monaluna über biostoffe.at nachbestellt, den ich wunderschön finde und für meine Madame hier schon im Sommer vernäht hatte, und passend zu beiden Stoffen ein weinrotes Bündchen mit goldenen Streifen von Albstoffe.
Schwieriger war die Suche nach einem Reißverschluss: ich wollte mir die Möglichkeit offenhalten, die Jacke wenden zu können, und nun finde frau einen teilbaren und wendbaren Reißverschluss in weinrot … Nach erfolgloser Suche habe ich bei biostoffe.at einen naturfarbenen Reißverschluss gekauft und selber angepinselt, was bei meinem Mann einiges Kopfschütteln verursacht hat.
MAneela bietet zwei Ärmelvarianten und aufgrund des Wollstoffs habe ich mich zunächst für die weitere Variante entschieden, im Endeffekt die Ärmel aber mehr als zwei Zentimeter wieder enger genäht, außerdem sind die Ärmel um mindestens fünf Zentimeter gekürzt. Ein nächste Mal würde ich also von vornherein den schmäleren Ärmel wählen. Insgesamt habe ich beim Zuschnitt ordentlich mit den Karos gekämpft und sicher einen ganzen Abend gebraucht, bis alle Teile endlich richtig zugeschnitten waren.
Die Anleitung könnte durchaus ausführlicher sein: meine allerersten Paspeltaschen habe ich zwar relativ sauber hinbekommen (was mich wieder einen gesamten Abend Zeit in Anspruch genommen hat), in der Anleitung wird aber beispielsweise nie erwähnt, wann die Taschenbeutel unten geschlossen werden – insgesamt kommt man bei diesem Schnittmuster wohl sehr viel besser zurecht, wenn man schon die eine oder andere Jacke genäht hat und das nicht der erste Reißverschluss ist …
Mit dem fertigen Blouson bin ich recht zufrieden, da und dort hat er kleine Fehler, aber wahrscheinlich fallen sie hauptsächlich mir auf. Als kleine Details habe ich dem Blouson ein wenig goldenes Snappap und eine aufbügelbare Motte spendiert, beides bei meinem München-Besuch bei Stoff & Stil extra dafür gekauft. Die Motto führt schön das Silber vom Reißverschluss mit den Goldstreifen des Bündchens zusammen. Und überhaupt: was könnte besser zur Oma-Maneela passen, als eine Motte?
Last but not least: Bilder von der gewendeten Jacke. Hätte ich wohl zwischendurch noch einmal bügeln sollen und wohl ein Grund, wieso ich die Jacke wahrscheinlich selten so tragen werde. Außerdem fühlt sich der Wollwebstoff direkt auf der Haut bedingt angenehm an. Trotzdem freuen mich die rosa-gelb-goldenen Blumen des Stoffes jedes Mal beim Anziehen. Nur die Reißverschluss-Aktion hätte ich mir wohl doch sparen können …
Zusammenfassung Stoffe und Schnitt:
Blouson MAneela von Kibadoo, genäht in Größe 34/36 in Originallänge aber mit gekürzten Ärmeln, aus einem Wollwebstoff aus dem Fundus meiner Oma, dem Bio-Cotton Lawn (kbA) „Poem“ von Monaluna, einem Bio-Bündchen von Albstoffe und einem teilbaren und wendbaren Reißverschluss, alles bestellt bei biostoffe.at
Verlinkt bei Du für dich am Donnerstag, sewlala, Biostoff.
Schnitte und Stoff des Blouson selbst gekauft, Danke an Oma für das Sponsoring des Wollstoffes!