Wieder ein Schnitt, den ich schon ganz lange nähen wollte: das Gänseblümchen von Firlefanz, so etwas wie die kleine Schwester vom Rosentanz: ein entzückendes Sommerkleid ohne Ärmel, mit den charakteristischen Falten vorne und der luftigen Lösung und Gummizug im Rücken.
Der Schnitt gefiel mir so gut, dass ich ihn schon vor drei Jahren direkt nach der Veröffentlichung gekauft hatte. Fragt mich nicht wieso, doch erst vergangene Woche, im Designnähen der Frühlings- und Sommerschnitte von Firlefanz, habe ich es endlich geschafft, Schande über mein Haupt.
Noch viel, viel länger gibt es aber diesen petrolfarbenen Viskosestoff mit den stilisierten Tulpenblüten darauf. Vor sicher 20 Jahren hatte meine Oma ihn mit mir gekauft – ich weiß gar nicht mehr, was genau sie mir daraus nähen wollte, offensichtlich wurde daraus aber nichts. Vor ein paar Monaten gab mir dann meine Mutter einen Stapel Stoffe, darunter eben auch dieser hier. Und als ich ihn dann vor zwei Wochen hervorholte, um mir daraus eine Bluse zu nähen, beanspruchte die Tochter überraschenderweise den Stoff sofort für sich – obwohl darauf kein Pünktchen Pink zu finden ist.
Auf der Suche nach Spitze fürs Unterkleid und einem Kombistoff für die Rückenpasse in meinem Fundus fiel mit der zweite nostalgische Schatz in die Hände: vor neun Jahren habe ich ein Stück Spitzenstoff passend zu meinem Brautkleid gekauft, das man als Art Schleier hätte verwenden können. Auch dieser Stoff kam damals nicht zum Einsatz – keine Sorge, geheiratet wurde schon, aber statt Schleier doch noch mit einem passenden Bolero.
Wild entschlossen habe ich also die untere Bordüre des Spitzenstoffs als Rüsche für das Unterkleid zugeschnitten. Den Stoff für die hintere Passe habe ich dreimal zugeschnitten: jeweils aus Futterstoff, aus dem petrolfarbenen Oberstoff und zusätzlich aus Spitzenstoff. Die Spitzenteile habe ich dann zunächst links auf rechts innerhalb der Nahtzugabe mit dem Viskosestoff zusammengenäht. Dadurch scheint der Grundfarbton des Hauptkleides ein wenig durch die Spitze, und es sind trotzdem am Rand keine Nähte durch die Spitze zu sehen, was der Fall wäre, würde man die Spitze einfach statt dem Oberstoff verwenden und mit dem Innenstof verstürzen. Nach diesem Schritt wird alles komplett nach Anleitung weitergenäht, die wie immer bei Kristina sehr ausführlich und genau ist. Ein wenig Zeit muss man fürs Nähen des Gänseblümchens schon mitbringen, aber das Ergebnis ist es einfach wert.
Die Madame war begeistert, am Abend noch mal zum Fotografieren raus zu gehen. Wir haben ein wunderbares Abendlicht erwischt und ich hab mich sehr gefreut, dass die Fotos die Stimmung so schön wiedergeben, die mir auch diese Stoffe bedeuten. Meine Oma, die Zeit ihres Lebens viel genäht hat, ist Anfang des Jahres gestorben – das Kleid hätte ihr ganz sicher gefallen. Und deswegen gibt es in diesem Beitrag auch ein paar mehr Fotos als sonst, die Auswahl ist mir schwer gefallen.
Schlussendlich haben sich also Schnitt und Stoffe nach langer Zeit zu einem persönlichen Dream-Team gefunden. Ich bin zwar gespannt, wie lange das Kleid bei meiner wilden Madame einigermaßen passabel aussieht. Aber nichtsdestotrotz: sie soll es anziehen, zu welcher Gelegenheit auch immer sie möchte – besser als das Kleid hängt erst wieder im Kasten …
Schnitte und Stoffe: Gänseblümchen von Firlefanz Schnittmuster; Viskosestoff und Spitze quasi »vintage«. Hut ist meiner, passt dem Kind aber viel besser, war klar.
Verlinkt bei: Creadienstag, HOT, The Creative Lovers
One thought on “Ein Gänseblümchen voller Erinnerungen”
Tolles Kleid und auch ganz tolle Fotos! Dadurch dass zur Zeit kein Kindergarten ist haben meine zwei Kids auch ganz viele „schöne“ Sachen einfach nur zu Hause zum Spielen an. Einige haben mittlerweile auch Löcher obwohl sie erst seit ein paar Wochen getragen werden, aber mir ists auch lieber sie haben die Sachen oft und gerne an, als nur ein oder zwei mal und sind dann schon wieder raus gewachsen.
LG Karin