Bikerleggings und Frau Karla

… oder ein UFO im Schnee.

Mein Shirt Frau Karla spielt schon eine ganze Weile UFO (für alle Nicht-Näh-Geeks: „unfinished object“). Dabei ist der Stoff ein richtig schöner Albstoffe Doubleface-Jaquard-Jersey. Ich konnte mich allerdings einfach nicht entscheiden, ob ich die blaue oder schwarze Seite außen wollte.

Also dachte ich in einem Anflug von Probierlaune Größenwahn: Nähe ich Frau Karla eben zum Wenden, kann ja nicht so schwer sein: Alle Schnittteile mit mehr Nahtzugabe zugeschnitten, französische Nähte gemacht und von der anderen Seite jeweils abgesteppt. Das ging gut bis zum Einnähen der Ärmel. Die aufeinandertreffenden Stofflagen werden nämlich irgendwann so dick, dass sich das zwar gerade noch so unter der Nähmaschine ausging. Aber schön war das nicht mehr (hätte frau sich eigentlich vorher denken können). Außerdem war die Ärmelnaht, die für mich bei Frau Karla ohnehin schon relativ eng ist, obwohl ich den Armansatz schon verbreitert hatte, so einfach zu eng.

Frustriert, dass man Plan nicht funktioniert hatte, lag das Shirt nun eine Weile herum. Und ich musste mich erst recht für eine Außenseite entscheiden. Nachdem es mein Header-Bild schon verraten hat: die Wahl fiel schlussendlich auf „rauchblau“, also Ärmel noch mal abgeschnitten, ganz normal angenäht. Ganz verzichten wollte ich auf die andere Seite des Stoffes aber immer noch nicht. Also findet sich das Schwarz zumindest als „Bündchen“ beim Halsausschnitt wieder und beim Saum und den Ärmeln habe ich den Stoff nach außen umgeklappt und gesäumt. Mit dem Halsauschnitt bin ich noch nicht ganz glücklich, würde ich bei einer nächsten Karla etwas weniger breit, dafür vorne eine Spur tiefer machen.

Während Karla auf Fertigstellung wartete, hatte ich in der Zwischenzeit das nächste zeitintensivere Projekt begonnen: bei Nosh hatte ich unter anderem ein großes Stück Denim-Swaet bestellt. Die Probierlaune war wieder da und mit ihr der Entschluss, die Bikerleggings “Biggi” für Madame und mich auszuprobieren.

Die erste Hürde beim Schnitt der Biggi für die Damen ist die Frage, ob Leggings oder Jeggings (das sind zwei verschiedene Schnittteile, je nach Dehnbarkeit des Stoffes und gewünschtem Sitz) und nach der richtigen Größe. Ich habe mich hier für die Jeggings entschieden und nach Auflegen einer passenden Hose die Größe 38 und nach unten auf 36 verlaufend gewählt. Nach Anweisung in der Anleitung habe ich außerdem die Länge gekürzt – beim nächsten Mal würde ich beim Oberschenkel noch etwas mehr kürzen, der Knieeinsatz mit den Biesen könnte immer noch etwas weiter oben sitzen.

Die zweite Hürde ist sicher das exakte Nähen der Biesen. Mangels Biesenfuß und großer Schneidematte/Lineal habe ich als Hilfsmittel zum Linien anzeichnen (mit einem normalen Lineal kommt man bei 50cm Stoffbreite nicht weit), unser Riesen-Wimmel-Buch zweckentfremdet, und zum Biesen-nähen nach etwas herumprobieren den Blindstichfuß benutzt. Zu kritisch darf man das Ergebnis trotzdem nicht ansehen, hat Verbesserungspotenzial.

Das Nähen der Biesen hat bei meinem Nähtempo gefühlt Wochen gedauert. Der Rest war dann eigentlich relativ schnell zusammengenäht. Ich habe nach Anprobe die Hose hinten doch noch etwas enger genäht, den Bund vorne um 4cm gekürzt, oben ein 3cm hohes Bündchen aus dem Denim-Sweat angenäht inkl. Gürtelschlaufen, vorne einen Fake-Eingriff nur aufgenäht und hinten eine Tasche ergänzt.

Ob eine Bikerleggings wirklich zu meinem Stil passt, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Schließlich war ich nie cool und werde es auch nicht sein (O-Ton einer Studienkollegin, sie hat sich dabei aber freundlicherweise gleich miteingeschlossen …).

Die Fotos waren jedenfalls an der ganzen Aktion am schnellsten gemacht. Bei Minustemperaturen im Schnee mussten ein paar Minuten reichen (Man verzeihe mir den etwas eingefrorenen Gesichtsausdruck). Mein nächstes UFO landet dann hoffentlich – wie in Hollywood-Blockbustern üblich – im warmen Nevada und nicht im Schnee …


Zusammenfassung Stoff und Schnitt:

Shirt „Frau Karla“ von schnittreif, genäht in Größe S, Ärmel in Größe M, Armausschnitt entsprechend vergrößert. Genäht aus „Hipster Square Check List“ in rauchblau/schwarz (100 % GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle) von Albstoffe. Gekauft in Wien bei biostoffe.at

Hose „Biggie“ von feefee, genäht nach dem Schnitt der Jeggings, oben in Gr. 38 (aber am Bund nachträglich etwas verschmälert), unten ab Knie auf Gr. 36 verschmälert, insgesamt um ca. 6 cm gekürzt. Genäht aus „Denim Sweatshirting“ in der Farbe Gun Metal (96% Organic Cotton, 4% Elastan) von Nosh

verlinkt: RUMS #6/18

 

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