Resteverwertung deluxe

oder: die Intertextualität von Nähwerken

Ein schmaler Streifen Bonnie & Buttermilk-Stoff war von meiner Hose Olinda noch übergeblieben und ich wollte möglichst nicht wieder kleinere Reste herumliegen haben, wäre auch schade bei dem schönen Stoff. Also habe ich schnell entschlossen einen einfachen Rock ohne Schnittmuster für die Madame gebastelt: längeren Stoffstreifen einmal an der kurzen Seite zusammengenäht, unten gesäumt, oben einen Tunnel genäht und ein Gummiband eingezogen, fertig.

Aus den nach dem Rock immer noch vorhandenen Resten ist sich gerade noch eine Käpt’n-Kukka-Kappe von Rabaukowitsch ausgegangen. Kombiniert habe ich dazu den blaulila Handloom von Karlotta Pink, aus dem ich mein Finas Kleid genäht habe. Kappen können wir irgendwie nicht genug haben: eine für den Kindergarten, eine in der Badetasche (damit auf jeden Fall immer eine dabei ist), eine verschwindet meistens im Wanderrucksack (immer dabei – eh schon wissen …) und schon ist beim Gehen zum Spielplatz in der Garderobe keine mehr zu finden …

Und weil das Freebook Rafftop von Schnabelina inzwischen final ist, gab es auch noch ein passendes Top – wieder aus Stoffresten – dazu: die steingrauen Dotties vom Stoffonkel hatte ich ebenfalls schon einmal für mich vernäht, die Teilstücke reichten aber nicht mehr komplett für das Top. Also Vorderteil geteilt, das fehlende Stück aus dem Bündchenstoff ergänzt und noch eine Spitze dazwischengenäht. Alles andere wäre mir in der Kombination mit dem Rock und der Kappe zu bunt und unruhig geworden. Beim Top habe ich übrigens die Hals- und Armausschnitte ohne Nahtzugabe zugeschnitten, so werden die Schultern etwas schmäler.

Der Grund, diverse Reste zu vernähen, liegt erst einmal auf der Hand: nachhaltig zu nähen bedeute für mich auch, den vorhandenen Stoff gut auszunutzen und Reste entweder selber zu vernähen oder zum Beispiel an Näherinnen für Frühchen und Sternchen weiterzugeben, die diese Reste auch noch gebrauchen können. Darüber hinaus mag ich es aber auch sehr, wenn Stoffe als kleines Detail in unterschiedlichen Nähprojekten vorkommen – und sei es nur als innerer Taschenbeutel oder Passe. In der Literaturwissenschaft nennt man das »Intertextualität«, wenn es konkrete Bezüge zwischen literarischen Einzeltexten gibt. Und diese kleinen »Stoffzitate« finde ich auch beim Nähen schön – es muss ja nicht immer gleich ein kompletter Partner-Look sein …

Wir waren übrigens nicht die einzigen, die sich an diesem heißen Sommerabend ins Karottenfeld geschlichen hatten:


Stoffe und Schnitte:

Rock: Webware mit 2 % Elasthan von Bonnie & Buttermilk, gekauft bei Hello Heidi Fabrics, ohne Schnittmuster genäht

Kappe: Kapt’n Kukka von Rabaukowitsch aus dem gleichen Stoff wie der Rock, ergänzt mit Resten eines lilablauen Handlooms von Karlotta Pink

Shirt: Freebook Rafftop von Schnabelina in Größe 110 aus dem Bio-Jersey »Dotties« in steingrau vom Stoffonkel und royalblauem Bio-Bündchen

Verlinkt bei: Creadienstag, The Creative Lovers, Made for Girls und Create in Austria.

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